21.06.2017

Deutsche Ziegelindustrie weiter mit stabilen Umsätzen

Bonn -  Trotz der in den letzten Jahren zweistellig gestiegenen Zahl der Baugenehmigungen konnten die Mitglieder des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelhersteller ihre Produktionsmenge und -wert im letzten Jahr nicht signifikant steigern. Während sich die Mauerziegelhersteller noch über ein Plus von knapp sieben Prozent freuen durften, stagnierte die Zahlen bei den Produzenten von Dachziegeln.

 

© Wienerberger GmbH
© Wienerberger GmbH

Dies berichtete der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie, Bonn, bei der Bekanntgabe seiner Jahresbilanz für 2016. Seit mehreren Jahren hat sich damit eine gewisse Konstanz bei der insgesamt produzierten Menge eingestellt. Auch die Zahl der Betriebe und der Beschäftigten haben sich in der Ziegelbranche kaum mehr verändert.

Hintergrund dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die gestiegene Zahl der Baugenehmigungen nicht einher geht mit einem Zuwachs an Baufertigstellungen. Im Jahr 2015 wurden nur so viele Wohnungen erstellt wie im Jahr 2014 und auch im Jahr 2016 sind die Fertigstellungen nicht so deutlich wie erwartet gestiegen. Rechnet man den Einmaleffekt der vielen neuen Wohnheime für Zuwanderer heraus, so bleibt gerade mal ein Zuwachs von knapp 7 Prozent übrig.

Der Bundesverband sieht deshalb nach wie vor einen großen Bedarf an Wohnungen. Dazu Martin Roth, Geschäftsführer des  Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie: „Selbst wenn im vergangenen Jahr knapp 280.000 Wohnungen fertiggestellt wurden, so liegt diese Zahl noch weit unter den benötigten 350.000 bis 400.000 Wohnungen. Außerdem wurde, zumindest in den letzten 10 Jahren, viel zu wenig gebaut, sodass immer noch eine erhebliche Lücke abzuarbeiten wäre.“

Während im Luxussegment weite Bereiche schon abgeschöpft sind, sind die Rahmenbedingungen für Investoren im sozialen Wohnungsbau nach wie vor so schlecht, dass auch in den nächsten Jahren in diesem Segment kein Bauboom zu erwarten ist. Besser sieht es im 1- und 2-Familienhausbau aus. Hier hat die Politik erkannt, dass sie vor allem für junge Familien mehr tun muss. Nach Ansicht des Verbandes ist es dringend erforderlich, dass für den Ersterwerb die Grunderwerbssteuer abgeschafft oder die Betroffenen mit hohen Freibeträgen versehen werden. Diese Forderung haben die Wahlsieger in Nordrhein-Westfahlen aufgenommen und wollen in NRW einen Freibetrag von 250.000 Euro einführen und auch auf eine bundesweite Regelung dringen.

Die Zahlen: Mauerziegel stark, Dachziegel konstant

Laut Berechnung des Statistischen Bundesamtes belief sich die Produktionsmenge von Dachziegeln 2016 auf 617,1 Mio. Stück (2015: 624,9 Mio. Stück), was einem Minus von 1,3 % entspricht. Beim Produktionswert der Dachziegel gab es für die deutschen Werke eine Stagnation: Im letzten Jahr wurden Produkte im Wert von 672,2 Mio. Euro hergestellt (2015: 672,4 Mio. Euro).

Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hat die Produktion von Mauerziegeln im Jahr 2016 gegenüber 2015 zugelegt. Im letzten Jahr wurden insgesamt 7,2 Mio. Kubikmeter Mauerziegel produziert (2015: 6,8 Mio. Kubikmeter). Der Produktionswert konnte ebenfalls wachsen von 561,5 Mio. Euro in 2015 auf 599,0 Mio. Euro in 2016 (Plus 6,8%). Dieser Wert setzt sich zusammen aus der Produktion von Hintermauerziegeln (397,8 Mio. Euro), Vormauerziegeln (143,9 Mio. Euro) und Pflasterklinkern (58,5 Mio. Euro).

Politik könnte Impulse vermitteln

Nach wie vor ungelöst ist die Unterstützung der energetischen Sanierung durch die Politik. Die Bausparte könnte viel dazu beitragen, die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Insbesondere durch die Ertüchtigung der hohen Zahl von Bestandsimmobilien, die energetisch bei weitem noch nicht auf dem neuesten Stand sind. In der großen Koalition werden nach Ansicht des Verbandes aber steuerliche Erleichterungen blockiert. Dazu Martin Roth: „ Ein Ausweg könnte sein, verlorene Zuschüsse, etwa aus KfW-Mitteln, zu vergeben. Dies hätte einen vergleichbaren Effekt und wäre bürokratisch erheblich einfacher zu gestalten als die jetzige Förderpolitik der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Eine solche Förderung wäre ein perfektes Konjunkturprogramm für die Dachziegelhersteller, die indirekt von der Dämmung und Sanierung des Daches profitieren würden. Zudem würde der Bauherr in eine Werterhöhung seines Hauses investieren. In Zeiten von Negativzinsen bei der Bank sicherlich ein schlaues Verhalten.

Zu den deutschen Standortnachteilen gehört auch, dass die Energiekosten in Deutschland im Vergleich zu Nachbarländern weiter steigen. Die Stromkosten zählen mittlerweile zu den höchsten der Welt. Die angebliche Subvention der „Energiefresser“, zu denen auch die Ziegelindustrie gehört, entlastet die Industrie nur zu einem Teil. Nicht ohne Grund wurden in den letzten Jahrzehnten in Deutschland keine neuen Ziegelwerke mehr gebaut und es findet eine schleichende Wanderung ins benachbarte Ausland statt.

Ziegelbauweise, sicher und bewährt

Gerade in den letzten Tagen hat es sich wieder gezeigt, wie wichtig eine Bauweise ist, die sich in vielen Jahrhunderten als sicher und wertbeständig gezeigt hat. Sowohl mit monolithischem Mauerwerk, also Mauerwerk ohne zusätzliche Wärmedämmschicht (WDVS) an der Außenseite, als auch mit zweischaligem Mauerwerk (mit einer Außenschale aus Vormauerziegeln oder Klinkern) lassen sich fast alle gewünschten Bauformen erstellen. Die Dämmung ist bei beiden Systemen im Mauerwerk eingeschlossen und dadurch etwa vor Brandereignissen, mechanischen Einflüssen oder der Veralgung geschützt. Monolithisch, also nur innen und außen verputzt, wird vorwiegend im Süden der Republik gebaut, die zweischalige Bauweise hat ihren Schwerpunkt eher im Norden. Erfreulicherweise ist aber in den letzten Jahren festzustellen, dass die verklinkerten Bauten auch in Süddeutschland immer mehr Freunde gewinnen und dort vor allem öffentliche Bauherren und große Unternehmen die Vorteile dieser Bauweise mit den extrem langlebigen Fassaden und den vielfältigen architektonischen Möglichkeiten erkannt haben.

Der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie repräsentiert insgesamt 90 Unternehmen mit ca. 110 Produktionsstätten und gut 8.200 Mitarbeitern. Der Gesamtumsatz der Mitglieder liegt bei rund 1,2 Mrd. Euro pro Jahr, der Exportanteil in Europa bei ca. 15 Prozent.