Bauaussichten 2025
Präsident Stefan Jungk wagt einen verhalten positiven Ausblick und fordert entschiedene, nicht kleinliche Maßnahmen, um der Wohnraumkrise die Stirn zu bieten.
Wohnungsbau am Scheideweg: Mit dem Ziegel aus der Krise
Wir dürfen uns nicht selbst in die Tasche lügen. Die Situation im deutschen Wohnungsbau ist besorgniserregend. Rasant gestiegene Baukosten, ein weiterhin hohes Zinsniveau und eine Vielzahl regulatorischer Hürden haben zu einer Hochgeschwindigkeitstalfahrt der Baugenehmigungen geführt. Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum, schon lange nicht mehr nur in Ballungszentren. Dieser Zustand bedroht den sozialen Frieden in Deutschland und sägt an den wirtschaftlichen Grundlagen vieler Unternehmen der Bauwirtschaft. Die Ursachen dieser Polykrise sind vielschichtig. Neben den gestiegenen Finanzierungskosten belasten eine unplanbare, viel zu kleinteilige Förderpolitik sowie ausufernde bürokratische Anforderungen neue Bauvorhaben. In der Konsequenz spitzt sich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum dramatisch zu.
Soweit die Bestandsaufnahme, dabei könnte ich meine Einschätzung belassen. Es gibt aber Grund zur Zuversicht: Die Ziegelindustrie, ein traditioneller Eckpfeiler des nachhaltigen Bauens, ist krisenerprobt. Seit Jahrhunderten steht der Ziegel für Langlebigkeit, Werterhalt und Nachhaltigkeit. Diese Eigenschaften machen ihn gerade in schwierigen Zeiten zu einem Schlüsselmaterial für das Lösen der aktuellen Herausforderungen. Um die Krise zu bewältigen und den Wohnungsbau nachhaltig zu stärken, braucht es entschlossene politische Maßnahmen. Nun heißt es, nicht kleckern, sondern klotzen. Als Ziegelindustrie schlagen wir vor:
- Bezahlbares Bauen fördern
Wohnraum muss für breite Bevölkerungsschichten wieder bezahlbar werden. Der politische Fokus muss also auch auf der Wiedereinführung eigenkapitalwirksamer Förderung liegen. Dazu sind steuerliche Anreize wie eine degressive Abschreibung für selbst genutztes Wohneigentum unerlässlich. Ebenso wichtig ist eine Senkung der Grunderwerbsteuer auf deutschlandweit zwei Prozent – eine Entlastung, die besonders private Bauherren motivieren würde. - Bürokratie abbauen und Genehmigungen beschleunigen
Der Gebäudetyp E ist ein Beispiel für eine notwendige Reform, die Standards klar definiert und dennoch Flexibilität schafft. Beschleunigte Verfahren können Bauvorhaben effizienter und kostengünstiger machen. Hier muss die nächste Bundesregierung mutig vorangehen und zügig weiterentwickeln, was die Ampelkoalition begonnen hat. - Energieversorgung sichern
Die Transformation ist für uns als energieintensive Industrie eine weitreichende Aufgabe. Wir brauchen staatliche Investitionen in die Infrastruktur für grünen Wasserstoff und erneuerbare Energien. Ob das alles so funktioniert wie geplant, werden wir sehen. Ich gebe zu, ich bin hier skeptisch. Vor allem brauchen wir hier und heute bezahlbare und planbare Energiekosten für Gas und Strom, um die Investitionen in die Transformation überhaupt leisten zu können. Gleichzeitig müssen Genehmigungsverfahren für den Umbau auf klimaneutrale Technologien deutlich vereinfacht werden. Technologieoffenheit ist für Innovationen im Bereich der Dekarbonisierung das A und O. Langfristig hält sich auf dem Markt sowieso nur der beste Weg. - Langlebigkeit honorieren
Ziegelgebäude bieten mehreren Generationen ein Zuhause. Sie sind wertbeständig, wartungsarm und können auch nach ihrem Lebensende wiederverwertet werden. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit. Nationale und europäische Regelungen sollten diese Vorteile honorieren, etwa durch Bonussysteme bei Ausschreibungen. Gleichzeitig muss eine ganzheitliche Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg im Fokus stehen. Diese sollte von einer realistischen Lebensdauer von mindestens achtzig Jahren bei Ziegelgebäuden ausgehen.
Keine Frage, die neue Bundesregierung steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Sie muss nicht nur die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau verbessern, sondern dabei auch die Klimaziele erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland sichern. Umso wichtiger ist es, die Baubranche auf diesem Weg mitzunehmen. Vor allem das „gold-plating“ – also die über die europäischen Vorgaben hinausgehenden Verschärfung von Vorschriften muss vermieden werden. Hierzu bedarf es eines engagierten und eigenständig agierenden Bauministeriums, das die Interessen der Branche in Brüssel direkt vertritt.
Klar ist aber auch: Ohne den Ziegel wird es nicht gehen. Er vereint Beständigkeit und Qualität mit innovativen Ansätzen für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen. Und vor allem ist er regional und bezahlbar. Das können nicht alle Baustoffe von sich behaupten. Rund ein Drittel aller neuen Wohngebäude in Deutschland wird heute mit Ziegeln errichtet – ein Beweis für seine anhaltende Bedeutung.
Kurzum: Die Ziegelindustrie steht bereit, ihren Beitrag zur Lösung der Wohnraumkrise zu leisten. Ziegelunternehmen investieren heute schon massiv in Forschung und Entwicklung, um den Klimaschutz voranzutreiben und die Ressourceneffizienz zu steigern. Doch wir können dies nicht allein. Es braucht eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und gemeinsam den Wohnungsbau in Deutschland wieder auf Kurs zu bringen. Und zwar so schnell es geht.