FIW-Studie zur Grauen Energie von Wohngebäuden
Berlin, März 2019 (PRG) – Mit der Auswahl des Wandbaustoffs allein wird noch kein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Eine Modelluntersuchung des Forschungsinstituts für Wärmeschutz e.V. München (FIW) für ein Einfamilien-Typengebäude zeigt: Für die Bewertung der Grauen Energie ist nicht nur das Bauteil selbst, sondern dessen Rolle im gesamten Gebäudelebenszyklus entscheidend. Auf lange Sicht gebe es bezüglich Grauer Energie keine signifikanten Unterschiede zwischen Holz- und Mauerwerkskonstruktionen, so die FIW-Forscher um Professor Andreas Holm.
Langlebigkeit definiert Nachhaltigkeit
Mögliche Differenzen werden umso kleiner, je länger ein Gebäude steht. Dagegen spielt der Primärenergiebedarf in der Nutzungsphase nach wie vor die entscheidende Rolle in der Energiebilanz. Sein Anteil sei im Vergleich zum Anteil der Grauen Energie deutlich höher und nehme mit steigendem Nutzungszeitraum weiter zu, heißt es in der Studie. Die Forscher können weder einen Baustoff uneingeschränkt empfehlen noch verwerfen. Vielmehr verweisen sie darauf, dass der ideale Baustoff in einem ausgewogenen Verhältnis hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und bautechnischer Aspekte stehe und auch weiteren Anforderungen wie Schall- und Brandschutz gerecht werden müsse.
Bauweisen sind keine Glaubensfragen
„Ich hoffe, dass die FIW-Studie zu einer Versachlichung der Diskussion über die energetische Bilanzierung von Gebäuden beiträgt“, kommentiert Ronald Rast, Geschäftsführer der DGfM, die Studienergebnisse. „Die Wahl einer bestimmten Bauweise ist keine Glaubensfrage. Die ideologische Überhöhung einzelner Bauweisen – zuletzt der Holzbauweise durch die Politik – ist kein Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele“, so Rast weiter. „Die aktuell noch sehr heterogene Datengrundlage kann ohnehin nur eine Orientierung und keine verbindlichen Aussagen zur Treibhausgasemission und Energiebilanzierung über den gesamtem Lebenszyklus geben. Die wissenschaftliche Untersetzung der Daten ist für eine gesetzliche Förderung in der Vielfalt aller möglichen Bauweisen noch völlig unzureichend“. Zudem könne die FIW-Studie helfen, überhaupt erst einmal eine verbindliche Definition des Begriffs Graue Energie zu finden, welche es in Deutschland bislang nicht gebe. „Dies wäre im Hinblick auf eine Lebenszyklusbetrachtung im Rahmen kommender Klimaschutzgesetze wichtig“, unterstreicht Rast.
Bewertungssystem des Bundes
Die FIW-Forscher verglichen auf der Basis ihrer Definition zur „Grauen Energie“ für ihre Untersuchung fünf Wandkonstruktionen aus verschiedenen Mauersteinen und zwei Holzbaukonstruktionen. Die Analysen wurden für das Typengebäude Einfamilienhaus im EnEV 2016-Standard sowie des Bewertungssystems für nachhaltige Bauten des Bundes durchgeführt. Als Grundlage der Berechnungen dienten die öffentlich verfügbaren Daten der Baustoffdatenbank Ökobaudat ergänzt um eigene Datensätze.
Die Studie „Graue Energie von Einfamilienhäusern in Niedrigstenergie-Gebäudestandard“ (Forschungsbericht FO 2019-02) des FIW München steht als Download zur Verfügung auf: https://mauerwerk.online/downloads/studien/