Allgemein
07.01.2019

Ziegelindustrie zuversichtlich für 2019 – Politik muss jetzt handeln

Namensbeitrag von Verbandspräsident Stefan Jungk zu den „Bauaussichten 2019“ in der Allgemeinen Bauzeitung: 

Der Bau- und Immobilienboom in Deutschland wird auch 2019 auf konstant hohem Niveau bleiben. Noch immer befeuern die niedrigen Zinsen den Ansturm auf Häuser und Eigentumswohnungen. Die Auftragseingänge im Baugewerbe jagen von Rekord zu Rekord. Außerdem holen viele Kommunen jetzt das nach, was sie lange vernachlässigt haben. Dennoch profitieren nicht alle am Bau beteiligten Akteure gleichermaßen von dieser guten Entwicklung.

In der Ziegelindustrie schauen Mauer- und Dachziegelhersteller zwar grundsätzlich zuversichtlich in die nächsten Monate. Alles in allem erwarte ich für 2019 eine moderate Steigerung des Ziegelabsatzes um ein bis zwei Prozent. Gleichwohl werden auch die Schattenseiten des Booms immer deutlicher. Die Verarbeiter kommen zunehmend an den Rand ihrer Kapazitäten. Wartezeiten auf Dachdecker, Zimmerer oder Maurer von bis zu drei Monaten sind derzeit nicht selten.

In Zeiten des Neubaus haben es die Produzenten von Dachziegeln tendenziell schwerer, da sie in der Regel stärker von der Sanierung profitieren. Als Bundesverband haben wir kürzlich ermitteln lassen, dass über 10 Millionen Dächer in Deutschland stark sanierungsbedürftig sind. Wenn es die politisch Verantwortlichen ehrlich damit meinen, den Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral sanieren zu wollen, dann gehört dazu auch die Einführung der steuerlichen Förderung der energetischen Sanierung. Nachdem diese im aktuellen Haushaltsansatz des Bundes wieder nicht berücksichtigt worden ist, muss nun das neue Klimaschutzgesetz der Bundesregierung den gordischen Knoten durchschlagen. Energetische Optimierung und bezahlbares Bauen/Wohnen sind heutzutage zwei Seiten einer Medaille.

Vor allem die investiven Impulse des Wohngipfels der Bundesregierung aus dem letzten September, also die Einführung des Baukindergeldes, die Einführung einer befristeten Sonder-Afa im Mietwohnungsbau und die Bereitstellung weiterer Mittel für den sozialen Wohnungsbau, werden von der Ziegelindustrie im Grundsatz begrüßt. Sie reichen aber leider bei Weitem nicht aus, um den aufgelaufenen Bedarf der letzten Jahre adäquat zu decken. Auch wenn der Wohnungsbau gerade in urbanen Zentren und Hochschulstädten weiter auf Hochtouren läuft, so liegen wir derzeit mit deutschlandweit rund 300.000 fertiggestellten Wohnungen immer noch weit von den erforderlichen 400.000 Wohnungen pro Jahr entfernt. Hier bedarf es endlich konkreter Anreize, vor allem aber eine angemessene Erhöhung der linearen Abschreibung von 2 auf 3 %. Ein weiteres Hemmnis beim Wohnungsbau stellt der Mangel an ausreichend bereitgestelltem Bauland dar. Hier muss die öffentliche Hand – und damit Bund, Länder und Kommunen – endlich beherzt vorangehen und gezielt Bauland für den sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau ausweisen. 

© Lebensraum Ziegel - Frank Korte
© Lebensraum Ziegel - Frank Korte

Bei aller guten Bauauslastung darf nicht übersehen werden, dass die Zahl der Baugenehmigungen bei Mehrfamilienhäusern grundsätzlich positiv, im Ein- und Zweifamilienhausbau hingegen leicht rückläufig sind. Auch diese Tendenz bleibt Ansporn für die Ziegelindustrie, weiterhin attraktive innovative Produkte sowohl für die monolithische als auch die zweischalige Bauweise anzubieten. Das einschalige Bauen hat angesichts der Probleme von Wänden mit Außendämmung eine Renaissance erlebt. Gleiches gilt für die zweischalige Wand, die als langlebige, im besten Sinne nachhaltige Lösung auch bei jungen Architekten wieder mehr Anklang findet. Backsteinbauten sind wieder in, was sich seit Jahren auch an den steigenden Absatzzahlen zeigt. 

Ein Thema liegt mir abschließend – sozusagen als Wunsch für 2019 – noch ganz besonders am Herzen: Angesichts der erheblichen Herausforderungen beim energieeffizienten und bezahlbaren Bauen sollten die politisch verantwortlichen Kräfte zukünftig darauf verzichten, den Markt zugunsten bestimmter Bauweisen zu verzerren. Kein einzelner Baustoff braucht seine eigene Landesbauordnung. Vielmehr müssen stabile Rahmenbedingungen für alle Beteiligten geschaffen werden. Bauherren und Planer sollten sich aus eigener Überzeugung für oder gegen eine Bauweise entscheiden können und nicht auf Bundes- oder Landesebene in die eine oder andere Richtung gedrängt werden. Einseitige Förderprogramme zugunsten einzelner Bauweisen oder Baustoffe sollten eingestellt werden und Technologieoffenheit gerade bei öffentlichen Ausschreibungen wieder an erster Stelle stehen. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, wird leider von einigen Akteuren bewusst konterkariert.